Interview mit Ralph Wagner
Herr Wagner, wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Ich bin ein ausgeglichener, in sich ruhender Mensch, der sich auf ein Ziel fokussieren kann und dieses verfolgt, bis es erreicht ist.
Welchen beruflichen Weg sind Sie bis zur Gründung des Gravierbetriebs Wagner gegangen?
Ich habe eine Ausbildung zum Waffengraveur absolviert. Anschließend habe ich Modeschmuck entworfen, die Modelle angefertigt und bereits mit 19 Jahren die Produktionswerkstatt geleitet. In dieser Zeit unternahm ich einen ersten Versuch, mich mit der Anfertigung von Gravuren selbstständig zu machen. Leider war es mir aufgrund behördlicher Auflagen damals nicht möglich.Bei der Firma Märklin begann ich als Graveur im Werkzeugbau und übernahm dort dann die Bedienung von Senk- und Drahterodiermaschinen.
Nach vielen Jahren Erfahrung bei der Programmierung, Optimierung von Produktionsabläufen und Qualitätsmanagement, in verschiedenen Firmen, wurde es mir dann durch eine Änderung der EU-Richtlinien möglich, den Gravierbetrieb Wagner zu gründen.
Vom Waffenhersteller über Modeschmuck zum Werkzeugbau – ein interessanter Weg durch sehr unterschiedliche Branchen?
Ja, ich könnte mir nicht vorstellen, von der Ausbildung bis zur Rente an einem Arbeitsplatz zu verbringen. Schließlich war es für mich auch sehr wichtig, verschiedene Einblicke in unterschiedliche Bereiche zu bekommen. Was mir nun auch sehr zugutekommt.
Warum Gravuren – was gefällt Ihnen daran besonders gut?
Es ist vor allem die Vielseitigkeit. Von der Erstellung von Handgravuren, die inzwischen eher zum Kunsthandwerk gezählt werden, bis hin zur maschinellen Herstellung auf mehrachsigen Fräsmaschinen. Es gibt so ein breites Aufgabengebiet, dass wir bei der Anschaffung der Graviermaschine noch nicht ahnen konnten, wo uns dies einmal hinführt.
Worauf hat sich Ihr Unternehmen spezialisiert?
Nun, wie gesagt wussten wir am Anfang nicht, wo es hingeht. Als erstes hatten wir nur Handgravuren angeboten. Heutzutage braucht man aber besondere Beziehungen und Kunden, die sich diese besonders schönen Gravuren auch leisten können.
Daher hatten wir eine CNC-Graviermaschine angeschafft und Schilder, Pokale, Zinnwaren und Formeinsätze graviert. Wir hatten auch schon einige Brennstempel angefertigt, als ein Kunde auf uns zukam mit dem Wunsch, eine Biene als Brennstempel zu gravieren, welche auf Holzknöpfe eingebrannt werden sollen. Alle Versuche, das Motiv nur in „schwarz oder weiß“ umzusetzen, waren für mich nicht zufriedenstellend. Daraufhin unternahm ich Versuche, beim Brennergebnis Farbabstufungen zu erzielen, was mir schließlich auch gelang.
Nun sind wir der erste Hersteller von Brennstempeln, der verschiedene Brauntöne beim Brennergebnis erreicht. Inzwischen haben wir Brennstempel für viele auch namhafte Firmen graviert. So hatte zum Beispiel die Brauerei Paulaner einen Brennstempel zur Kennzeichnung von Bierbänken und -Tischen bekommen. Von dem Ergebnis waren sie so angetan, dass ein größerer Brennstempel geordert wurde, mit dem nun Gaststätteneinrichtungen verziert werden.
Inzwischen fertigen wir fast ausschließlich Brennstempel. Diese werden in allen möglichen Sparten eingesetzt. Wie gerade erwähnt Brauereien, Möbelkennzeichnung zum Beispiel TEAM7, Brennereien von einer kleinen Brennerei in Reykjavík bis hin zu JimBeam, Holzverarbeitungsbetriebe, Verpackungskennzeichnung: Kartonagen von Superdry bis hin zu großen Maschinenkisten von Hermle.
Die Brenngeräte sind für das Brennen von Holz ausgelegt. Mit einem Temperaturregler können aber auch andere Materialien gekennzeichnet werden. So hat sich ein Pariser Modelabel bei uns vor Ort beraten lassen, wie sich ihr Logo am besten auf Leder umsetzen lässt und wir konnten eine speziell angepasste Lösung anbieten. Auch Melamin-beschichtete Möbel sind machbar. So wurden Möbel, die für die Universität von Tripolis angefertigt worden waren, mit einem entsprechenden Brennstempel zur Eigentumskennzeichnung gekennzeichnet. Ich war nur froh, dass wir zur Bearbeitung eine Vektorgrafik benötigen. Wer weiß, was bei der arabischen Schrift, ein Punkt über dem falschen Schriftzeichen bedeutet hätte.
Wir bieten Holzvisitenkarten an zum selber Brennen. Im Vergleich zu gelaserten Karten entstehen lediglich einmalige Werkzeugkosten und die Kunden benötigen nur noch Holz-Visitenkarten-Rohlinge und können dann beliebig viele Visitenkarten selber brennen.
Wie sehen Sie die Entwicklung, die Nachfrage in den kommenden Jahren?
In den letzten Jahren hat sich sehr viel geändert, da Bearbeitungsformen wie Lasern und Hartfräsen viele neue Möglichkeiten eröffnet haben. Wenn diese Möglichkeiten genutzt werden, wird die Bandbreite noch weiter. Ich glaube man muss sich entscheiden, ob man sich auf etwas spezialisiert oder breit aufgestellt sein möchte. Dazu bräuchte man jedoch einen großen Maschinenpark und entsprechend qualifizierte Mitarbeiter. Ich möchte eigentlich eher der Spezialist sein und meine Kunden umfassend zu dem Thema Brennstempel beraten.
Mit der Nachfrage ist es bei Brennstempeln so eine Sache, denn wer einen Brennstempel bei uns erworben hat, kann diesen über viele Jahre nutzen. Nur Firmen wie TEAM7 brauchen auch mal Nachschub, weil die Stempel im Dauereinsatz sind. Darum müssen wir mit der Qualität unserer Stempel so überzeugen, dass uns die Kunden weiterempfehlen. Ein Blick in unser Gästebuch spricht dabei für sich!
Was ist der Vorteil von Brennstempeln gegenüber herkömmlicher Kennzeichnung mittels Laser oder Haftetikett?
Im Vergleich zu Lasern machen Brennstempel einen robusteren Eindruck, Laser wirken sehr nüchtern. Zudem sind mehr Variationen möglich, bei Brennstempeln lassen sich die Farbkontraste variieren oder man kann dem Ergebnis auch einen speziellen rauchigen Touch verleihen.
Verglichen mit herkömmlichen Aufklebern etwa auf Möbeln gehen Brennstempel natürlich nicht so einfach ab. Der Stempel geht schon in die Tiefe, der lässt sich auch nicht so einfach wegschleifen. Von einem Imker haben wir gehört, dass gerade in der Imkerei viel geklaut wird. Wenn man den Brennstempel wegschleift, sieht man natürlich noch, wo er war, die Polizei kann sogar mittels UV-Licht noch feststellen, was da eingebrannt war.
Sie sind ein Familienbetrieb, was zeichnet Sie aus?
Als Familienbetrieb haben wir kurze Entscheidungswege. Was uns von anderen unterscheidet, sind unsere innovativen Ideen und die Flexibilität, die uns die Möglichkeit gibt, auf besondere Kundenwünsche meist passende Lösungen anbieten zu können.
Letztes Jahr konnten wir auch einen schönen Erfolg verzeichnen: Beim Zukunftspreis 2017 der Handwerkskammer haben wir es als einziger Familienbetrieb in das Finale geschafft und erhielten bei der Preisverleihung eine Auszeichnung für hervorragende Leistungen.
Familienbetrieb Fluch oder Segen? Können Sie auch abschalten oder ist das Unternehmen auch privat ein ständiger Begleiter?
Sicher, der Spruch „Selbstständig = selbst und ständig“ hat schon seine Berechtigung. Wir können aber auch den Feierabend genießen, auch wenn abends vielleicht noch mal ein Angebot oder eine Rechnung geschrieben wird. Der Sohn hilft ja inzwischen auch mal, wenn etwas mehr Arbeit anfällt und meine Frau nimmt mir dann im Büro etwas mehr Arbeit ab.
Wie sieht Ihr Ausgleich zum Berufsalltag aus?
Wir genießen Bewegung in der Natur, wobei uns der Hund auch mal nach draußen zwingt, wenn das Wetter mal nicht so toll ist. Wir sind Mitglied im Bogen-Sport-Verein. Im Urlaub brechen wir am liebsten mit dem Wohnwagen auf zu Zielen am Wasser, damit ich meinem Hobby Windsurfen (Speedfahren) nachkommen kann.
Was sollen unsere Leser noch über Sie und Ihr Unternehmen wissen?
Nachdem ein Bild unserer Biene bei Google auftauchte bei dem Suchbegriff „Stempel Biene“, kamen immer mehr Imker auf uns zu. Als wir schließlich auf Imkermessen ausstellten, erfuhren wir, dass diese ihre Beuten kennzeichnen müssen. Auf unserer Website gibt es inzwischen ein eigenes Bestellformular „Brennstempel für Imker“.
Sicher gibt es noch Nischen bei diesem Thema, die wir noch nicht entdeckt haben. Wir würden uns freuen Sie zu dem Thema Kennzeichnung mit Brennstempeln beraten zu dürfen.
Die Firma Gravierbetrieb Wagner wurde 2005 gegründet. Anfangs wurden lediglich Gravuren in reiner Handarbeit gefertigt. 2006 wurde eine 3D-Graviermaschine angeschafft. Seither sind Industriegravuren mit höchster Wiederholgenauigkeit möglich.
Nachdem wir eine Möglichkeit gefunden haben, Brennergebnisse nicht nur einfarbig, sondern mit Farbabstufungen zu fertigen, produzieren wir überwiegend Brennstempel.
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